Am 07. April 1884 erwarb der Kaufmann Paul Loth zu Berlin mit der Eintragung im Grundbuch der Stadt Köpenick vom Berliner Rentier Carl Hermann Volpi ein Grundstück in der damaligen Lindenstraße 8. In fein säuberlicher Sütterlinschrift wurde im Grundbuch der Stadt Köpenick der Kaufpreis von 100.000 Reichsmark vermerkt. Paul Loth errichtete auf dem Grundstück, welches von der Lindenstraße bis zum Spreeufer reichte, die Groß - Dampfwäscherei "Fortuna" sowie die dazugehörige Fabrikantenvilla an der Lindenstraße.

Nachdem 1835 von der legendären Henriette Lustig, selbst Mutter von 17 Kindern,  die erste Lohnwäscherei am Alten Markt 4 begründet wurde, gab es bis zum Jahr 1914 über 400 Wäschereibetriebe in der Stadt Köpenick. Durch den Gewässerreichtum an Dahme und Spree erwuchs das Waschen der Kleidung reicher Berliner Bürger zu einem eigenen Industriezweig und begründete den Ruf Köpenicks als Waschhaus Berlins. In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, das zur selben Zeit auch die erste "Kinderbewahranstalt" von Auguste Statenow in Köpenick entstand, wo die Kinder der zahlreichen angestellten "Waschmädchen" betreut werden konnten.

Das Herrenhaus der Wäscherei von Paul Loth wurde über die Jahre mehrmals um- und angebaut, im Jahr 1908 entstand ein Anbau mit Unterkellerung, Erker und Türmchen, später wurde das Musikzimmer durch einen Erker ergänzt, um Platz für einen Flügel zu schaffen. Ein vorliegender Bauplan aus dem Jahr 1908 wurde von jenem bekannten Bürgermeister Georg Langerhans unterschrieben, welcher sich zwei Jahre vorher in der wohl berühmtesten Köpenicker Geschichte vom Schuster Wilhelm Vogt hatte ins Bockshorn jagen lassen.

Zu DDR - Zeiten verkam die Villa zusehends, nötige Reparaturen blieben aus, das Dach wurde undicht und nur dem Zufall blieb es überlassen, das das herrliche Gebäude, in welchem sich die Stadtgeschichte Köpenicks spiegelt, nicht geschleift wurde. Nach langen Prozessen erstand der Enkel von Paul Loth das Gebäude nach der Wende wieder und restaurierte in liebevoller Detailarbeit das Haus und den Garten in den ursprünglichen Zustand, den er noch als Kind erfahren hatte.

 

Das Gelände der ehemaligen Wäscherei wurde nach langen Wirrungen und Eigentümerwechseln nun von der BUWOG - Group im Rahmen des Projektes "Uferkrone" bebaut. Mittlerweile bilden die nahen, fünfgeschossigen Wohnquartiere einen modernen Rahmen für die historischen Gemäuer der Villa "Fortuna". Wir sind glücklich über unsere neue Nachbarschaft.

 

Wir freuen uns, das wir diese wundervollen Räume für unsere Kindertagestätte erschliessen konnten, in welchen sich nun die Geschichte Köpenicks und mit den Kindern die Zukunft begegnen.